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"Kultur beginnt im Herzen jedes Einzelnen"

- Johann Nepomuk Nestroy -

Montag, 16. September 2019

Schallplattenbörse(n)

Die Schallplatte war nie endgültig tot - wenn es ihr auch mit dem Erscheinen der CD Anfang der 80er Jahre an den Kragen zu gehen schien. Viele Plattensammler verkauften damals ihre Plattensammlungen und legten sich ihre Musik lieber als Compact Disc zu. Kein Knistern mehr, kein Verkratzen und das Format viel handlicher - später auch im Discman oder Auto - CD-Player ganz einfach mobil zu hören. Dann MP3, Download oder Stream - Musik jeder Zeit und praktisch überall verfügbar. Aber irgendwie fehlt(e) etwas! Und was?  Genau: die ganze Haptik, das Anfassen der großen Platte, das Herausnehmen aus der Innenhülle, das zelebrieren des Auflegens und damit bereits das Fühlen der Musik. Die  großen und oft kunstvoll gestalteten Plattenhüllen, Kunstwerke die es wochenlang zu bestaunen galt und man immer wieder neues entdecken konnte gehören ebenfallsdazu. DasSäubern der Platte und Auflegen der Nadel - das Entschleunigende des ganzen Hörprozesses, das wärmere Klangbild des Vinyl (oft ein Streitpunkt zwischen Analog- bzw. Digitalverfechtern) - Musik wieder als Genuss- und nicht mehr als Gebrauchsobjekt  ... all das hat dann doch dazu geführt, dass die Schallplatte heute wieder an Bedeutung gewonnen hat (wenn auch nie mehr wie vor der CD - die Verkaufszahlen sind heute genau umgedreht zur "Einführung" der CD 1984). Siehe hierzu auch das Buch "Die Rache des Analogen" von David Sax (hier im Blog schon einmalbesprochen).
Sehr schön abzulesen ist das "Revival" der Schallplatte an den heute regelmäßig stattfindenden Schallplattenbörsen (wie z.B. in der Jahrhunderthalle in Frankfurt/Höchst). Plattenladenbesitzer, Internethändler und ganz wenige "Privatanbieter" stellen hier ihre oftmals gebrauchte aber auch neue Ware zum Kauf und man kann stundenlang in einem riesigen Angebot, je nach seinen Interessen, suchen. Von 2.- € bis mehrere 100.- € gibt es hier alles zu finden, wobei mich aktuell das Gefühl beschleicht, dass die vor 1 - 2 Jahren noch für 2 - 3 € angebotenen Platten in den "Ramschkisten"  aufgrund derNachfrage inzwischen meistens wenigstens 5.- € kosten.Tja, Angebot und Nachfrage. Das Schöne dabei ist aber trotzdem weiterhin, dass man so neue/alte Gruppen und deren Musik, von denen man noch nie gehört hat, zu halbwegs günstig Konditionen entdecken kann. Von vielen der Bands gibt es heute gar keine CD`s und wird es auch nie geben, da es dafür keine Nachfrage gibt bzw. gäbe - nur Wenige würden eine CD mit Musik aus den 70er/80er Jahren für 10 - 15.- € kaufen die sie nicht kennen - oder kennt jemand von Euch die US Bands Network oder Tycoon aus den 70er Jahren? Ich auf jeden Fall nicht ... aber jetzt :-)
Für 2 - 5 Euro kann man das schon mal ausprobieren und wird meistens mit guter, musikalischer  Qualität überrascht. Natürlich kann die Platte für den Preis mal einen Fehler haben oder verschmutzt sein - die Plattenhülle ist auch nicht mehr Tau frisch - das ändert aber nichts daran musikalische Schätze heben zu können und Neues zu entdecken. Wer eher Sammler ist und top Ware haben möchte wird auch fündig - die Preise sind aber dementsprechend hoch, da sich viele Anbieter an einer Onlinedatenbank wie z.B. Discogs orientieren. Schnäppchen sind hier eher nicht zu machen-dann schon eher auf Flohmärkten.



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