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Mittwoch, 30. Dezember 2020

Volker Kutscher "Märzgefallene"

 Buch-Kritik Volker Kutscher "Märzgefallene", KiWi


Mit "Märzgefallene" legt Autor Volker Kutscher hier seinen fünften "Gereon Rath" Krimi vor. Dieser ermittelt weiter im Berlin der 30er Jahre, genauer gesagt im Jahr 1933. Der Reichstag brennt, die NSDAP wird im März stärkste Partei bei der Reichstagswahl und die SA terrorisiert Juden und politische Gegner. Die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen sind gravierend und Gereon Rath muss gleichzeitig in einer Mordserie ermitteln, deren Motiv bis in den 1. Weltkrieg zurück reicht - denn hier ist ein Verbrechen geschehen das nun aufgedeckt zu werden droht. Die politischen Veränderungen haben auch eine Auswirkung auf die Polizeiarbeit - so wird Raths jüdischer Vorgesetzter durch einen Nazis ersetzt und die Kripo muss plötzlich der politischen Polizei bei der Hatz auf die Kommunisten Amtshilfe leisten. Trotzdem gelingt es Rath mit Hilfe seiner zukünftigen Braut Charlie Ritter den Fall zu lösen. - wenn auch nicht immer auf ganz legale Weise. Während Charlie dabei kritisch und bewusst die politischen Veränderungen wahrnimmt muss auch der unpolitische Rath diese erkennen, will aber wie die unpolitische Masse keine Stellung beziehen und glaubt neutral bleiben zu können. Opportunisten, die schnell Karriere machen wollen, treten schnell der NSDAP bei, es gibt Mitläufer und Opfer und plötzlich bekennen sich Nachbarn, Kollegen, Freunde oder Familienangehörige zum Nationalsozialismus - ein tiefer Riss geht durch die Gesellschaft. Mit diesem fünften Rath tritt die politische Veränderung, die in den ersten vier Teilen immer etwas im Hintergrund zu erkennen war und mitspielte, nun bewusst in den Vordergrund. Spannende Unterhaltung in Verbindung mit etwas "Geschichtsunterricht",  der die Atmosphäre nachvollziehen lässt und unweigerlich Fragen des eigenen fiktiven Verhaltens aufwirft. Zwiespalt, Ängste, Ignoranz? Wie wäre es mir ergangen? 

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